Es passiert überall - ob mit oder ohne BGM. Und es werden immer mehr Menschen, die psychisch oder psychosomatisch erkranken.
Wir sitzen im Meeting und denken: "Das ist Schwachsinn." Wir erkennen die Fehler in dem, was wir hören. Uns kommt die Galle hoch, weil es uns innerlich aufregt, dass uns keiner zuhört. Äußerlich bleiben wir ruhig und angepasst. Keiner merkt, dass es in uns brennt.
Wir bekommen den Auftrag, den Kunden zu belügen – und unser Magen krampft sich zusammen. Wir haben schlaflose Nächte und grübeln, wie wir aus dieser Falle, die überhaupt nicht mit unseren Werten übereinstimmt, rauskommen. Das Geschwür nimmt seinen Lauf. Wir nehmen Tabletten und keiner merkt, dass wir uns innerlich zerfressen.
Wir hören "Wir sind hier eine Familie" und wissen: Das ist eine Lüge. Wir wissen, dass wir nur zwei biologische Eltern haben. Wir wissen, dass die Inhaber, die Gesellschafter, die Geschäftsführer in ihrem eigenen Sinne handeln. Wir wissen, dass die "Eltern" das Sagen haben und die "Kinder" keine Rechte zugesprochen bekommen. Wir wissen, dass wir selbst bei einer flachen Hierarchie mit diesem Leitsatz zu "gehorchen" haben (auch wenn es offensichtlich nicht zur Schau gestellt wird). Ich kenne keinen Menschen, der gerne belogen wird. Wir spüren diese Unwahrheiten und sie setzen uns zu. Keiner merkt, dass wir fleißig als Erwachsene Vater, Mutter, Kind spielen, wobei sie sich meistens unbewusst immer noch in der Kinder-Rolle befinden.
Wir sollen lächeln, nicken, funktionieren – aber etwas in uns weigert sich. Wir erkennen, dass etwas nicht stimmt. Wir wissen, dass wir immer den Kürzeren ziehen (auch als Führungskraft - nur ist das Schmerzensgeld höher). Wir merken, dass wir als Mensch nicht gesehen werden und als Maschine nur gut geölt unseren Dienst tun dürfen. Das ist der Deal in der institutionellen Kultur. Rostige Maschinen, die stottern, die aus dem Takt kommen, die ausfallen, werden ersetzt. Aussortiert und auf Dauer abgestellt, obwohl gerade sie immer noch die verlässlichsten unter den Maschinen sind.
Das ist die stille (häufig noch unbewusste) Rebellion, die in immer mehr Menschen stattfindet - egal ob jung oder alt. Es zeigt sich als unterschwelliges Gefühl. Der innere Konflikt ist noch nicht greifbar, aber er ist da. Er verursacht Stress - massiven Stress, der nichts mit Arbeitsbelastung zu tun hat. Das macht so viele Menschen krank.
Die einen kompensieren es mit Sport und Selbstoptimierung. Die anderen versuchen sich nebenbei ein Business aufzubauen. Die anderen shoppen bis in die Schuldenfalle, trinken bis zum Umfallen oder nehmen bewusstseinserweiternde Substanzen oder Medikamente, um irgendwie den Wahnsinn mit seinen entweder zunehmend schlimmeren Gefühlen oder mit seiner massiven inneren Leere zu überstehen.
Die Seele schreit! Und keiner hört hin. Und doch bekommen sie alle den Ruf, endlich zu erwachen, hinzuschauen, sich zu erinnern. Es war geplant und ist so gekommen. Nur trauen sich viele noch nicht, diesen Weg zu gehen, weil sie Angst haben vor dem Unbekannten, vor dem, was noch nicht existiert. Andere haben Angst, ihre Macht, ihre Identität, ihren Komfort für den andere sorgen, zu verlieren.
Dabei hat die evolutionäre nächste Reife- und Werteverschiebung schon längst begonnen und weitet sich rasant aus. Menschen entwickeln sich schneller als je zuvor - aber die Unternehmens-Systeme bleiben in der Vergangenheit stehen.
Immer mehr Menschen spüren diese Dissonanz, haben aber keine Ahnung, was sie da wahrnehmen. Sie trauen es sich nicht, diese in Worte zu fassen, weil es in unserer Gesellschaft verpönt ist, Systemkritik zu äußern. Sie können es nicht in Worte fassen, weil sie mittendrin stecken und wenn sie sich drehen, nichts anderes mehr sehen.
BGM, KPIs, Kontrolle, viele Managementtools versuchen uns in ein altes Korsett zu zwängen. Unser Körper, unsere Psyche rebellieren. Wir werden krank, ohne zu wissen, warum eigentlich.
Viele Unternehmen basieren auf zwei ausgeprägten Wertehaltungen (oft auch einem Gemisch von beiden):
- traditionell, regelkonform, streng hierarchisch (blau) - eingebettet in die traditionelle Kultur
- leistungsorientiert, effizienzbetont, optimierungsfanatisch (orange) - mit internem Wettbewerbs- und Erfolgsdruck und dem Hang, sich über Statussymbole zu definieren; eingebettet in die institutionelle Kultur (Expertentum und Wissenschaftsgläubigkeit) und die eigenverantwortliche Kultur (Selbstentwicklung, Selbstoptimierung bis es nicht mehr geht).
Dazu kommen nun die psychischen Reifegrade und Werte jedes einzelnen Menschen. Lange Zeit haben die Werte und kulturelle Entwicklung in den Unternehmen mit denen ihrer Mitarbeitenden übereingestimmt (Babyboomer). Das ändert sich gerade rasant. Schauen wir uns mal sehr vereinfacht zwei Beispiele an.
Beispiele aus der traditionellen Unternehmenswelt:
- "Seien Sie loyal" – während das Unternehmen uns jederzeit fallen lässt, wenn wir nicht funktionieren (zu lange krankgeschrieben sind).
- "Respektieren Sie die Hierarchie" – während inkompetente Chefs unser Leben zur Hölle machen und so gar keinen Respekt zeigen.
- "Wir waren schon immer erfolgreich so" – während die Welt sich um uns herum massiv verändert und wir schon längst den Anschluss verpasst haben.
Beispiele aus der Leistungsgesellschaft:
- "Erreichen Sie Ihre Ziele" – koste es, was es wolle (unsere Gesundheit).
- "Optimieren Sie sich" – bis wir nur noch eine funktionierende Maschine sind.
- "Seien Sie effizienter" – während sinnlose Prozesse unsere Zeit fressen.
Gestresst? "Hier ist ein Stressmanagement-Kurs. Lernen Sie, damit umzugehen."
Ausgebrannt? "Hier ist ein Resilienz-Training. Werden Sie widerstandsfähiger."
Konflikte mit dem Chef? "Hier ist ein Konfliktmanagement-Workshop. Lernen Sie Ihre Konfliktfähigkeit zu managen."
Die Botschaft ist immer dieselbe: Du musst dich anpassen. Du musst lernen zu funktionieren. Du musst resistenter werden gegen unser System. Das liegt nicht am System, sondern ausschließlich an dir.
Aber was, wenn das Problem nicht bei uns liegt?
Die Wahrheit, die niemand ausspricht
Menschen entwickeln sich. Unternehmen nicht.
Die Babyboomer-Generation hat es vorgelebt: Erst der Wiederaufbau, dann die Effizienzmaximierung. Das war wichtig und notwendig. Anders hätte es zu dieser Zeit nicht funktioniert. Sie haben einen großartigen Beitrag geleistet.
Wir von der Generation X haben es gelernt und übernommen. Funktionieren war normal. Hinterfragen war nicht vorgesehen. Aber auch Menschen in der Generation X haben sich weiterentwickelt und wachen langsam auf.
Und die Generationen Y und Z sind ganz anders aufgewachsen. Mit anderen Werten. Mit anderen Erwartungen. Sie verstehen die "alten" Werte nicht mehr. Können aber mit ihrer psychischen Reifestufe häufig ihre neuen Werte noch nicht leben. Widersprüche sind an der Tagesordnung und führen zu weiteren Spannungen, weil niemand sie und ihre Widersprüche versteht (Fast Fashion vs. wir wollen etwas gegen den Klimawandel tun).
Unsere Werte haben sich verschoben. Was früher normal war – autoritäre Führung, sinnlose Meetings, Lügen für den Profit – fühlt sich heute falsch an. Nicht nur ein bisschen. Körperlich falsch. Eigentlich spüren es alle Menschen. Nur der überwiegende Teil hat das "Fühlen" (immer noch) abgeschaltet. Es ist für viele Menschen dramatisch, negative Gefühle wahrzunehmen. Dabei füttern sie sich täglich freiwillig mit negativen Nachrichten. Hetzen und lästern über andere Menschen und schimpfen über die schlechten Bedingungen. Sie fördern maßgeblich ihre eigenen negativen Gefühle. Und was liegt da näher, als diese komplett zu verdrängen. Nur das wird immer mehr Schwierigkeiten machen. Die Seele schafft Krankheiten, damit man nach Wegen sucht, endlich hinzusehen - nach innen - auf seine Gefühle.
Unser Bewusstsein ist gewachsen. Wir erkennen Manipulation und missbrauchte Macht. Wir spüren, wenn etwas nicht authentisch ist, wenn wir belogen werden oder man uns etwas weis machen will, was offensichtlich nicht stimmt. Wir merken, wenn unsere Lebensenergie für Dinge verschwendet wird, die wir innerlich ablehnen. Und wir brauchen diese Fähigkeiten dringender als je zuvor. Durch eine realitätsnahe KI benötigen wir unsere Intuition, um richtig von falsch zu unterscheiden. Wir Menschen bestehen aus Frequenzen und es ist fatal, wenn wir beginnen, auch diese zu übertönen (die meisten Menschen haben schon keinen Zugriff mehr auf ihre Intuition). Wir ziehen nur noch die falschen Menschen, Situationen, Jobs, Gelegenheiten in unser Leben.
Unsere Toleranz für Bullshit ist gesunken. Drastisch. Immer mehr Menschen sehen die Fehler im System. Nur wenige trauen sich, diese anzusprechen. Aber innerlich sind viele betroffen - die psychischen Erkrankungen sprechen Bände.
Das Anpassungstheater wird zur Folter
BGM versucht uns wieder ins alte System zu pressen. Wie einen Fuß in einen zu kleinen Schuh.
"Lernen Sie Entspannung" – während wir 50 Stunden pro Woche arbeiten.
"Werden Sie teamfähiger" – während unser Chef Psychoterror betreibt.
"Managen Sie Ihre Zeit besser" – während wir mit sinnlosen Aufgaben zugeschüttet werden.
Das ist häufig Alltag, wo noch häufiger weggesehen wird.
Die Frage ist mittlerweile, wer ist eigentlich noch "normal"? Diejenigen, die jeden Tag schlecht gelaunt oder mit einem Fake-Grinsen in die Arbeit gehen oder diejenigen, die psychisch erkrankt sind? Ich behaupte Letztere (zugegeben, das ist jetzt etwas hart - aber das, was da passiert, ist eindeutig nicht gesund)! Sie reagieren gesund auf kranke Verhältnisse. Psychische Erkrankungen sind ein gesunder Selbstregulierungsversuch unseres Körpers, unserer Seele, unseres Geistes. Sie müssen nur bereit sein, dies zu erkennen und die Suche beginnen. Der Rest kommt von alleine. Den dazugehörigen Mut hat die Seele mitgebracht.
Die neue Generation macht es vor
Schauen wir uns die Jungen an. Generation Z. Sie werden als "arbeitsscheu" beschimpft. Als "anspruchsvoll". Als "unrealistisch".
Momentan mag das so aussehen. Aber sie "wissen" etwas, was die vorherigen Generationen nicht wahrnehmen wollen.
Sie sind die Ersten, die offen sagen: "So nicht." Sie kommen nicht, wenn der Job ihre Werte verletzt. Sie kündigen, wenn der Chef sie nicht respektiert. Sie lassen sich nicht mehr verbiegen. Sie sind auf der Suche nach den Unternehmen, die den Wandel erkannt haben und mutig handeln. Leider gibt es noch nicht genug davon, so dass auch diese Generationen derzeit in den "Genuss" von psychischen Erkrankungen kommen.
Aber auch diese Generationen dürfen sich noch mit ihrer Seele verbinden. Häufig sind sie noch in Reifestadien (aufgrund ihres jungen Alters), wo sie ihre Handlungslogiken, die sie benötigen, um die Welt neu zu gestalten, noch nicht entwickelt haben. Manche bleiben auch hängen. Andere werden die Handlungslogiken so schnell durchlaufen, dass sie sie gar nicht wahrnehmen.
Diese Generation(en) macht sehr deutlich, was in den Unternehmen nicht mehr funktioniert.
Sie sind die Kanarienvögel im Bergwerk der Arbeitswelt. Sie zeigen uns, was nicht mehr so weiterlaufen kann, auch wenn sie noch nicht verstehen, wie die neue Lösung aussieht. Dafür fehlt häufig die notwendige Reife, die kompletten Zusammenhänge zu sehen und die Komplexität zu meistern.
Nur sie werden so schnell wie kaum eine andere Generation diese Reifeentwicklung meistern können. Aber auch die Älteren unter uns erleben gerade diese Bewusstseinsentwicklung und den anstehenden Sprung in die Postmoderne, mit ihren komplett anderen Regeln und Denkweisen.
Nicht jeder wird bereit sein, sich weiterzuentwickeln. Aber viele werden den Sprung wagen, auch wenn sie nicht wissen, was hinter der Wand sein wird.
Warum die stille Rebellion zunimmt
Menschen wachen auf. Durch Krisen, durch Krankheit, durch Erschöpfung, durch evolutionär bedingte Bewusstseinserweiterung. Plötzlich fragen wir uns: "Wofür mache ich das alles?" "Wer bin ich wirklich?" "Wo ist eigentlich mein Sinn im Leben?"
Authentizität wird wichtiger als Sicherheit. Das innere "Ja" wird wichtiger als das äußere "Haben".
Der Preis für Anpassung wird zu hoch. Burnout, Depression, Panikattacken – unser Körper sagt "Stop".
Die Lügen werden sichtbarer. "Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter" – während der Krankenstand explodiert.
Das große Missverständnis
Unternehmen klammern sich an die Illusion: "Wenn wir nur die richtigen Programme haben, funktioniert alles wieder wie früher." "Wenn wir mehr Kontrolle ausüben und selbst die Gesundheit im Unternehmen mit Kennzahlen sichtbar machen, dann ist alles gut und wir haben alles getan, damit alles weiter funktionieren kann."
Sie hoffen, dass Menschen weiterhin wie gut geölte Maschinen (für sie) arbeiten. Dass sie das bewährte System einfach beibehalten können.
Aber warum hängen eigentlich alle so an den alten Strukturen?
Weil Veränderung bedeutet, dass auch Unternehmer, Geschäftsinhaber, Geschäftsführer und Führungskräfte sich entwickeln müssten. Dass sie ihre Macht, ihren Status, ihre Identität hinterfragen müssten, die sie nun über so langen Zeitraum so mühselig aufgebaut haben. Das ist unbequem. Sehr unbequem.
Also versuchen sie mit aller Macht, das alte System zu erhalten – koste es, was es wolle.
Das hat nur einen Haken.
Menschen werden authentischer. Bewusster. Entwickelter. Das alte System ist nicht mehr zu wiederzubeleben.
Wir können nicht mehr so tun, als ob. Wir können nicht mehr funktionieren, wenn es unseren Werten widerspricht. Wir können nicht mehr lächeln, wenn wir innerlich schreien.
Das ist Evolution und tatsächlich mal kein Fehler im System.
Die Konsequenz
Unternehmen, die an alten Strategien und Maßnahmen festhalten, werden scheitern. Immer mehr. Immer drastischer.
Führungskräfte, die sich nicht mit-entwickeln wollen oder können und dagegen ankämpfen, werden auf Dauer keine Führungskräfte mehr sein, weil die kritische Masse an bewussten, entwickelten Menschen die Fehler im System immer deutlicher sichtbar machen und nicht mehr gehorchen werden. Sie werden von unten beginnen, die Unternehmen neu zu gestalten.
Weil wir Menschen, die sich bereits entwickelt haben auf Dauer nicht an kranke Systeme anpassen können. Sie werden mit der Zeit immer lauter. Sie passen nicht mehr in das System. Sie werden nach neuen Wegen suchen, ihr Leben anders zu gestalten. Das wird den sogenannten Fachkräftemangel noch einmal ganz neu ins Licht stellen.
Es ist wie der Versuch, einem Erwachsenen Kinderschuhe anzuziehen.
Es tut weh. Es funktioniert nicht. Und irgendwann reißt der Schuh.
Die unbequeme Frage für Führungskräfte und Unternehmen
Was passiert, wenn Ihre besten Mitarbeitenden aufhören zu funktionieren?
Wenn wir nicht mehr nicken, wenn jemand Unsinn redet?
Wenn wir nicht mehr lächeln, wenn wir schlecht behandelt werden?
Wenn wir einfach gehen?
Die stille Rebellion wird laut werden.
Und dann haben Sie die Wahl: Entwickeln Sie sich mit – oder verlieren Sie die Menschen, die Sie am meisten brauchen.
Die zunehmende Komplexität und der Bewusstseinswandel braucht Menschen, die den Wandel verstehen und komplett neu gestalten können. Sie sind die Zukunft von Unternehmen, die erfolgreich bleiben wollen.
Die Menschen, die jetzt schon unbequeme Fragen stellen und die Sie in Ihrem Unternehmen als sehr unbequem empfinden und die Menschen, die mit Ideen kommen, die alle anderen mit einem großen Fragezeichen dastehen lassen, das ist das Gold in Ihrem Unternehmen (was bislang gekündigt wird oder kündigt, weil es nicht gehört wird). Wer diese Menschen integrieren kann, der wird in Zukunft die Nase vorne haben.
Alle innovativen, neuen Erfindungen und Errungenschaften – auch Marken wie Amazon und Apple – wurden von Menschen mit der Fähigkeit neu zu denken, erschaffen.
Meine Frage an Sie
Spüren Sie sie auch? Die stille Rebellion in sich?
Das Gefühl, dass Sie nicht mehr funktionieren können wie früher?
Die Weigerung Ihres Körpers, Dinge zu tun, die sich falsch anfühlen?
Dieses Empfinden ist echt. Das ist Ihre Bewusstseins-Entwicklung.
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